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Endlich eine Lehrstelle!

Text

Monica Müller

Erschienen

21.07.2022

Saimen und Helin im Schulhaus Bullinger

Helin und Saimen haben das Lehrvorbereitungsjahr der Migros besucht – und nach dem Abschluss den Einstieg in die Arbeitswelt gefunden.

Helin

«Ich habe jetzt einen Lehrvertrag als Kauffrau beim Migros-Genossenschafts-Bund und bin so glücklich darüber! Vor dem entscheidenden Gespräch mit meiner Berufsbildnerin war ich richtig nervös. Zwei Lernende aus dem Team haben mich hinbegleitet. Als ich mit der guten Neuigkeit danach zu ihnen ging, haben sie sich auch ganz fest für mich gefreut.

Im Team fühle ich mich heute richtig wohl. Eine grosse Last ist weg: Abends nach der Schule oder Arbeit kann ich jetzt wieder mit Kolleginnen abmachen und rausgehen, statt immer nur Bewerbungen zu schreiben. Das geniesse ich. Natürlich lerne ich immer noch viel für die Schule. So bemühe ich mich beispielsweise, meinen Wortschatz zu erweitern, indem ich viel lese. Oder ich mache Geometrie-Übungen. Aber alles fühlt sich irgendwie leichter an. Und ich merke auch, wie sich mein Deutsch ganz nebenbei verbessert, weil ich bei jedem Mail denke: Jetzt gilt es ernst.

Portrait von Helin im Schulhaus Bullinge

Ich bin selbstbewusster und offener geworden.

Helin Bayar (16)

Ich bin auch selbstbewusster und offener geworden. Kundenreklamationen bearbeite ich nun selbständiger, ich kann neue Artikel im System eröffnen oder bei der Verpackung neuer Produkte mitreden. Kürzlich durfte ich aus mehreren Vorschlägen die Verpackung eines neuen ­Risottos selbst aussuchen. Das war ein tolles Gefühl.

Schon als kleines Mädchen wollte ich Kauffrau werden. Jetzt merke ich, dass der Job viel spannender und abwechslungsreicher ist, als ich erst dachte. Ich kann mir gut vorstellen, ein Leben lang als Kauffrau zu arbeiten. Vielleicht bei der Migros? Es freut mich sehr, dass das Lehrvorbereitungsjahr auf 40 Jugendliche ausgeweitet wird. Ich hoffe, alle schätzen und nutzen die Chance. Für mich ist so viel Positives entstanden.»

Helin, Saimen und ihre Lehrerin Rita Gubser auf der Treppe vor dem Schulhaus Bullinger

Lehrerin Rita Gubser (links) mit Helin Bayar (Mitte) und Saimen Kadic.

Saimen

«Mir geht es gut! Ich habe Anfang März den Praktikumsplatz gewechselt. Statt bei der Mibelle in Buchs AG arbeite ich nun als Logistiker in der neuen Obi-Filiale in Affoltern am Albis ZH. Grund dafür ist, dass ich hier ab Sommer auch eine Lehre mit eidgenös­sischem Berufsattest (EBA) absolvieren kann. Die Lehre mit EBA dauert nur zwei Jahre und ist schulisch einfacher.

Ich bin immer noch nicht gut genug in Englisch und Deutsch. Um mich zu ver­bessern, habe ich mein Handy und meine Playstation auf Englisch eingestellt. Dazu schaue ich auch Serien in der Originalsprache. Mit meinem Vater büffle ich Deutsch. Es zahlt sich bereits aus: Ich verstehe nun im Englisch mehr und getraue mich eher, es zu sprechen. Das ist auch meiner Lehrerin aufgefallen.

Portrait von Saimen im Schulhaus Bullinge

Ich finde es schön zu merken, dass ich ein guter Mitarbeiter bin.

Saimen Kadic (16)

Mein Arbeitstag im Obi dauert von 7 bis 17 Uhr. Anfangs hatte ich Mühe, so lange auf den Beinen zu sein. Ein Arbeitskollege, der die Lehre als Logistiker abgeschlossen hat, hat mir gut zugeredet. Ich müsse es einfach einen Monat durchziehen, dann würde ich mich daran gewöhnen. Und so war es tatsächlich. Ich arbeite gerne im Team, alle sind nett zueinander und zu den Kundinnen und Kunden. Auch ich habe verinnerlicht: Der Kunde ist König, oder die Kundin ist Königin. Kürzlich habe ich einem Paar den verkauften Elektromotor bis zum Auto geschleppt. Sie wollten mir dafür 20 Franken Trinkgeld geben, aber ich habe das abgelehnt. Ich finde es schön zu merken, dass ich ein guter Mitarbeiter bin. Dazu gehört auch, mich immer nützlich zu machen. Habe ich gerade nichts zu tun, schnappe ich mir einen Besen und putze, statt dämlich am Handy zu hängen. Weiss ich etwas nicht, bitte ich die Kundschaft um einen Moment Geduld und frage nach. Und auch wenn ich gestresst bin, renne ich nicht durch das Geschäft, das wäre unhöflich.

Dreimal pro Woche trainiere ich abends noch Handball. Zu Hause bin ich jeweils so erschöpft, dass ich mich sofort aufs Sofa oder Bett lege. Ich möchte allen, die noch zur Schule gehen, sagen: Geniesst es! So chillig bleibt es nicht. Die Welt der Erwachsenen ist spannend, aber auch richtig anstrengend. Mein Grundgefühl? Ich bin glücklich. Zu wissen, dass ich nach den Sommerferien meine Lehre als Logistiker beginnen kann, fühlt sich richtig, richtig gut an.»

Das Lehrvorbereitungs­jahr wird erweitert

Ab Sommer 2022 wird die Migros das Projekt «Lehrvorbereitungsjahr» ausbauen und neu 40 Jugendliche bei der Vorbereitung auf die Lehrzeit unterstützen. Neben der Region Zürich wird das Gebiet um die Kantone Aargau, Basel und Solothurn erweitert. Zudem werden sich weitere Migros-Unternehmen am Projekt beteiligen. Auch das Netzwerk für Bildungsinnovation, Intrinsic, wird die persönliche Lernentwicklung der Jugendlichen unterstützen.

Fotos: Anne Gabriel-Jürgens

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