Header

So funktioniert ein Sinfonieorchester

Text

Marlies Seifert

Erschienen

26.02.2024

Stefan Olah.jpg

Die Leisen vorn, die Lauten hinten. Damit in einem Sinfonieorchester 30 bis 150 Musikerinnen und Musiker einen einheitlichen Klangkörper bilden, braucht es aber noch etwas mehr.

Klare Hierarchien 

Der Dirigent oder die Dirigentin stimmt je nach Grösse des Orchesters über 100 Klangquellen aufeinander ab. Er oder sie gibt nicht nur den Takt an, sondern bestimmt den Charakter eines Stücks und legt die Sitzordnung des Orchesters fest. 
  
Die erste Geige wird auch Konzertmeister bzw. Konzertmeisterin genannt. Sie ist ungefähr vergleichbar mit dem «Captain» einer Fussballmannschaft. Ihr Platz ist links vom Dirigenten, während die zweite Geige in der Regel rechts von ihm sitzt. Die Bratschen sind etwas grösser als die Geigen und übernehmen mit ihrem tieferen Klang die Alt-Stimme. Sie sitzen oft in der Mitte, musikalisch eingerahmt von den Sopran-Stimmen der Geigen. 
 
Pro Instrumentengruppe (Flöte, Klarinette, Fagott, Trompete etc.) gibt es eine*n erste*n Stimmführer/*n, die*der die Solo-Parts übernimmt. Darauf folgen zweite Stimmführer*n und   Vorspieler*in. Bei entsprechenden Ausfällen rücken alle eine Position auf. 
 
Sobald die erste Geige aufsteht, spielt die Oboe ein A, damit alle im Orchester ihre Instrumente danach stimmen können. 
 
Bei den Streichern teilen sich immer zwei Orchestermitglieder ein Notenpult, bei den Bläsern hat jeder und jede ein eigenes. Warum? Weil bei den Bläsern jede Person eine eigene Stimme übernimmt, die Streicher hingegen innerhalb einer Instrumentengruppe alle dasselbe spielen. 

Marco Caselli Nirmal.JPG

Am 15*16*17* April 2024 bringt Maestro Daniele Gatti mit seinem Orchestra Mozart zwei weltberühmte Sinfonien von Ludwig van Beethoven bei den Migros-Kulturprozent-Classics zur Aufführung. (Foto: © Marco Caselli Nirmal)

Die Lauten 

Horn: Anders als bei den Trompeten und Posaunen zeigt der Schalltrichter des Horns nicht nach vorne, sondern nach hinten. Es ist mit 95 Dezibel Lautstärke trotzdem gut hörbar. Am lautesten ist die Posaune mit 104 Dezibel. Von daher kommt auch der Ausdruck: etwas herausposaunen. 
 
Piccolo: Die «Mini-Querflöte» ist das kleinste Instrument im Orchester, aber deswegen nicht weniger laut. Bekannt ist sie auch abseits vom Orchester: von der Basler Fasnacht.  
Das grösste Instrument ist mit zwei Metern Länge der Kontrabass. Deshalb spielen die Bassistinnen und Bassisten stehend. Oder auf einer Art Barhocker sitzend. 

Der seltene Auftritt

Die Exoten: Ab und zu ergänzen das Orchester ein Klavier oder eine Harfe. Darüber hinaus, etwa bei Richard Strauss, Gustav Mahler und Peter Tschaikowski gerne auch mal eine Kuhglocke, eine Windmaschine oder sogar eine Kanone.

Triangel: Eine Stunde warten, um dann ein einziges Mal «Bing» zu machen? Ganz so schlimm ist es nicht: In der Regel ist die gleiche Person nebst Triangel auch für Pauke, Xylophon oder Becken zuständig.   
 

Konzert besuchen 

Entdecke das aktuelle Programm der Migros-Kulturprozent-Classics mit Konzerten in Bern, Genf, Luzern und Zürich.
 
 

Orchesterwissen zum Angeben

Das Wort “Orchester” stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Tanzplatz. Schon in der Antike waren die Amphitheater im Halbkreis angelegt, denn diese Form sorgt für eine optimale Akustik. Das klassische Sinfonieorchester bildete sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts aus. Die Grösse variiert dabei je nach Werk stark: Manchmal umfasst es 30 Musikerinnen und Musiker, manchmal mehr als 100. Die 1. Sinfonie von Havergal Brian, komponiert zwischen 1919 und 1927, ist sogar für 200 Instrumente und 500 Gesangsstimmen vorgesehen, und damit für das grösste Orchester überhaupt.  

Die Kleidung: Männer tragen traditionell Frack, Frauen Abendrobe, schwarz. Aber die Vorschriften werden zusehends aufgelockert. Es gibt auch Orchester mit eigenem Kleiderbrand. Und spezielle Wäsche für drunter, orientiert an Sporttrikots, weil die Musiker und Musikerinnen während ihrer Darbietung Höchstleistung erbringen und deshalb manchmal schwitzen. 

Das Publikum: Bei einem Live-Klassik-Konzert gleichen sich Pulsschlag, Atemfrequenz und sogar die Leitfähigkeit der Haut (ein Zeichen dafür, wie ergreifend eine Darbietung empfunden wird) der Zuhörerinnen und Zuhörer an. Während das Orchester den Klangkörper bildet, stellt das Publikum also quasi den Resonanzkörper dar. 

Den Beruf des Dirigenten gibt es übrigens erst seit etwa 150 Jahren. Vorher leitete die erste Geige das Konzert. Manche Komponisten wie Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827) führten das Orchester gerne gleich selbst an. 

Foto/Bühne: Auf Einladung hin der Migros-Kulturprozent-Classics spielen die Wiener Symphoniker am 26*27*28*29* Mai 2024 in Bern*Genf*Zürich*Luzern Musik von Dvořák und Strauss. (Foto: © Stefan Olah)

Welches Instrument würdest du in einem Orchester spielen? Schreibe es in den Kommentaren. 

Deine Meinung

Newsletter abonnieren

Mit dem Newsletter von Migros-Engagement bist du stets bestens über unsere Events und Angebote informiert.