Geschichte des Migros-Engagement
Die Migros engagiert sich seit Jahrzehnten vielfältig für Kultur und Gesellschaft.
Zeittafel Migros-Engagement
1925 – Gründung der Migros
Am 15. August 1925, seinem 37. Geburtstag, lässt Gründer Gottlieb Duttweiler die Migros AG in das Handelsregister der Stadt Zürich eintragen. Das Kapital beträgt 100'000 Franken.
1941 - Die Migros wird zur Genossenschaft
Mitten in der allgemeinen Krisenzeit, als in Europa der 2. Weltkrieg tobt, wagt Gottlieb Duttweiler einen mutigen Schritt: Er verschenkt die Migros.
Gemeinsam mit seiner Frau Adele kauft Duttweiler alle Aktien der Migros AG, um die Firma anschliessend in eine Genossenschaft umzuwandeln. Genossenschafter*innen – und somit Besitzende der Migros – sind von nun alle Angestellten und Kund*innen der Migros. Damit will Duttweiler zeigen, dass es ihm nicht nur um Profit geht, sondern um soziales und kulturelles Engagement.
1941 - Die Rettung der Monte-Genoroso-Bahn
Der Monte Generoso ist der höchste Berg des Mendrisottos. Seit 1890 schlängelt sich eine Zahnradbahn auf die Bergspitze in der Höhe von 1704 Metern. In den Kriegsjahren steht die einstige Touristenattraktion vor dem Aus. Der Besitzer möchte die Bahn abreissen und die Schienen als Alteisen verkaufen. Doch Duttweiler ist der Ansicht, dass dieser einmalige Aussichtspunkt erhalten bleiben soll. Seiner Meinung nach ist es möglich, wieder Touristen auf den Monte Genoroso zu bringen: «Wenn man dort Kotelettes so gross wie ‹Schiissideckel› verkaufen würde, käme die ganze Schweiz hinauf.» Kurzerhand kauft er die Bahn – gegen den Widerstand der Migros-Direktion in Zürich. Eine Genossenschaft wird Träger der Bahn; heute ist die Ferrovia Monte Generoso eine AG, die vom Migros-Kulturprozent unterstützt wird.
1943 – Beteiligung an der Praesens Film
Die Filmförderung hat bei der Migros eine lange Tradition. Bereits 1943 beteiligt sich die Migros an der Praesens Film AG. Das Engagement soll nicht nur den Schweizer Film fördern, sondern auch die Bevölkerung in den entbehrungsreichen Kriegszeiten moralisch aufbauen. Eine Produktion, «Marie-Louise» von Leopold Lindtberg, erhält 1946 sogar einen Oscar. 1965 zieht sich die Migros zwar aus der Praesens zurück, die Filmförderung ist aber bis heute ein wichtiges Engagement des Migros-Kulturprozent.
1944 – Der Beginn der Klubschule
Im Frühjahr 1944 bietet die Migros erstmals Sprachkurse an. Konkurrenzlos günstig erhalten Lernfreudige Unterricht in Italienisch, Französisch, Englisch, Spanisch oder Russisch. Der Erfolg übertrifft alle Erwartungen. Ab 1948 erweitert die Migros das Angebot ihrer «Klubschule» um Kurse in Fechten, Malen, Schönheitspflege, Tanzen und Pflanzenbetreuung.
1946 – Schenkung «Park im Grüene»
Im Dezember 1946 gründen Adele und Gottlieb Duttweiler die Stiftung «Im Grüene». Ihr 45’000 Quadratmeter grosses Grundstück in Rüschlikon geht in den Besitz der Stiftung über. Zentrales Element der Stiftung ist ein Institut, das den «sozialen Fortschritt im In- und Ausland verbreiten» soll. Das Gottlieb Duttweiler Institut wird zwar erst 1963 eröffnet, der «Dutti-Park» ist aber bereits 1947 Genossenschafter*innen, später auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich.
1948 – Die ersten Klubhaus-Konzerte
Im Juni 1947 eröffnet die Migros ihr Klubhaus für die Erwachsenenschule in einem Stadtpalais in Zürich. Im März 1948 regt Duttweiler an, dort auch Musikanlässe zu organisieren. Schon bald sind die «Klubhaus-Konzerte» fester Bestandteil des kulturellen Angebots der Migros und gehen 1949 erstmals auf Tournee. Heute lebt die Konzertreihe unter dem Namen Migros-Kulturprozent-Classics weiter. Seit über 60 Jahren gilt: «Grosse Orchester,namhafte Dirigent*innen, renommierte Solist*innen, faire Preise».
1950 – Die 15 Thesen der Duttweilers
Ende 1950 erscheinen in der Migros-Zeitschrift «Brückenbauer» die 15 Thesen von Adele und Gottlieb Duttweiler. Sie sind rechtlich nicht bindend, sollen aber als Leitlinie für die Weiterführung der Migros dienen. Unmissverständlich halten die Duttweilers das soziale und kulturelle Engagement der Migros fest: «Das Allgemeininteresse muss höher gestellt werden als das Migros-Genossenschafts-Interesse […]. Wir müssen wachsender eigener materieller Macht stets noch grössere soziale und kulturelle Leistungen zur Seite stellen. Für das müssen trotz aller geschäftlichen und politischen Beanspruchungen immer Mittel und die Zeit der Besten freigemacht werden.» (These 10)
1956 – Die Eurocentres entstehen
«Lernt Sprachen im Sprachgebiet» – mit diesem Slogan wirbt die Migros für die Europäischen Bildungszentren, die ab 1956 Sprachkurse im Ausland anbieten. Die Schüler*innen leben bei Gastfamilien und lernen so nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur des Landes kennen. Seit 1960 sind die Eurocentres eine eigenständige Stiftung; heute bieten sie Kurse an 30 Standorten auf 5 Kontinenten an.
1957 – Das Kulturprozent kommt in die Migros-Statuten
13 autonome Genossenschaften bilden 1957 den Migros-Genossenschafts-Bund (MGB), der die Tätigkeit der Migros-Gemeinschaft koordiniert. Im neuen Vertrag zwischen dem MGB und den Mitgliedsgenossenschaften wird erstmals das Kulturprozent ausformuliert und fest in den Statuten verankert. Das Kulturprozent setzt sich aus einem Prozent des Grosshandelsumsatzes des MGB und einem halben Prozent des Detailhandelsumsatzes der Genossenschaften zusammen. Es wird auch bei rückläufigem Geschäftsgang im Detailhandel ausgerichtet.
1962 – Tod von Gottlieb Duttweiler (1888–1962)
Am 8. Juni 1962 stirbt Gottlieb Duttweiler im Alter von 74 Jahren. In der ganzen Schweiz trauert man um «Dutti».
1963 – Das Gottlieb Duttweiler Institut
Mit der Gründung der Stiftung «Im Grüene» im Jahre 1947 schuf Gottlieb Duttweiler die Voraussetzungen für das GDI Gottlieb Duttweiler Institute. 1962, kurz vor seinem Tod, legt er persönlich den Grundstein zur «Errichtung eines internationalen Lehr- und Forschungsinstituts», wie es in der Stiftungsurkunde heisst. Der älteste Think Tank der Schweiz erforscht wirtschaftliche und soziale Fragen und fördert unkonventionelles Denken – ganz im Geiste seines Gründers.
1971 – Migros rettet Naturpark bei Genf
Der «Park im Grüene» in Rüschlikon erhält einen welschen Bruder: Gemeinsam mit den Westschweizer Genossenschaften ruft der Migros-Genossenschafts-Bund die Stiftung «Pré Vert du Signal de Bougy» ins Leben, um eines der schönsten Naturgebiete in der Region des Genfersees zu retten. Die Migros investiert mehr als 17 Millionen Franken in den Ausbau des 57 Hektar grossen Parks. Im Juli 1977 wird er für die Allgemeinheit geöffnet.
1979 – Gründung des Migros-Unterstützungsfonds
Die Urabstimmung des Migros-Genossenschafts-Bundes ruft 1979 den Hilfsfonds ins Leben. Für vorerst fünf Jahre sollen ergänzend zum Migros-Kulturprozent jährlich eine Million Franken für «gezielte Hilfe im In- und Ausland» zur Verfügung gestellt werden. 1984 wird das entwicklungspolitische Engagement der Migros durch die Genossenschafterinnen und Genossenschafter wiederum in der Urabstimmung bestätigt.
Seit 2007 ist der Hilfsfonds in den Statuten des Migros-Genossenschafts-Bundes verankert. 2016 wird der Hilfsfonds modernisiert und in Migros-Unterstützungsfonds umbenannt. Durch die Förderung Impuls gebender Projekte im In- und Ausland will der MGB benachteiligte Personengruppen darin unterstützen, bessere Lebensbedingungen zu erhalten und langfristig ihren Alltag aktiv mitgestalten zu können.
1980 – 100 Jahre «Grün 80»
Die zweite Schweizerische Ausstellung für Garten- und Landschaftsbau, die 1980 unter dem Namen «Grün 80» in der Brüglinger Ebene in der Gemeinde Münchenstein stattfindet, ist ein voller Erfolg. Nach dem Ende der Ausstellung verpflichtet sich die Migros Basel, den Unterhalt des Geländes für 100 Jahre zu sichern. Der «Park im Grünen» Münchenstein entsteht.
1996 – Migros Museum für Gegenwartskunst
Am 4. Mai 1996 wird auf dem Areal der ehemaligen Löwenbräu-Brauerei in Zürich das Migros Museum für Gegenwartskunst eröffnet. Auf einer Ausstellungsfläche von 1300 Quadratmetern wird die Kunstsammlung des MGB präsentiert. Doch das Migros Museum für Gegenwartskunst versteht sich nicht als traditionelles Museum, wo neue Kunst gesammelt wird, sondern als Zentrum aktueller Kunstproduktion. Die Ausstellungen des Museums zeigen Kunstgeschichte als einen beweglichen Prozess.
1999 – Der Gottlieb-Duttweiler-Lehrstuhl
Im Vorfeld ihres 75-jährigen Geburtstags offeriert die Migros der Universität St. Gallen eine Professur. Am Gottlieb-Duttweiler-Lehrstuhl für Internationales Handelsmanagement soll Forschung im Bereich des Einzel- und Grosshandels betrieben werden. Kernbereiche sind Handelsmanagement und Konsumverhalten. Im Vordergrund stehen neben Forschung und akademischer Nachwuchsförderung auch der Austausch mit der Praxis. Seit April 2000 ist Prof. Dr. Thomas Rudolph Inhaber des Lehrstuhls.
1999 – Der Gurtenpark im Grünen
Das Märchen des «neuen» Gurten begann mit mehreren erfolglosen Versuchen, dem Berner Hausberg neues Leben einzuhauchen. Dann kommt der orange Prinz um das in Vergessenheit geratene Naherholungsgebiet vor dem endgültigen Verlottern wachzuküssen und zurück auf die Erfolgsspur zubringen.
Der Gurten hat einiges hinter sich: Er war ein Kurort, Militärstützpunkt im 1. Weltkrieg, Austragungsort des ersten schweizerischen Skirennens oder von Skisprungwettkämpfen sowie ein Golfplatz. Nichts hatte langanhaltenden Erfolg. Darum schloss die Stadt Bern 1983 das sanierungsdürftige Hotel.
Dank der 33 Millionen Finanzierung begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. Der Gurten konnte 1999 unter dem Motto «Gurten für alle» wiedereröffnen und wurde somit endgültig aus dem Dornröschenschlaf geweckt.
2007 – 50 Jahre Migros-Kulturprozent
Eine bahnbrechende Idee feiert ihren runden Geburtstag! 2007 begehen über 600 Gäste das 50-jährige Jubiläum mit einer grossen Feier.
Dass das Migros-Kulturprozent noch lange nicht zum alten Eisen gehört, beweist unter anderem der nationale Wettbewerb MyCulture.ch. Jugendliche konnten dabei eigene kulturelle Projekte realisieren und in Bühnenprogrammen vorstellen. Das Spektrum reicht von Tanz, Theater und Literatur bis zu bildender Kunst, Design, Mode, Film und neuen Medien.
2012 – Neueröffnung Migros Museum für Gegenwartskunst
Nach einer zweijährigen Umbauphase eröffnet des Migros Museums für Gegenwartskunst im Löwenbräukunst-Areal 2012 mit der ersten Schweizer Einzelausstellung des isländischen Künstlers Ragnar Kjartansson. Das international renommierte Museum erhält mit den umgebauten Räumlichkeiten zukunftsweisende Präsentationsmöglichkeiten. Ein Stockwerk präsentiert die Sammlung, das andere wechselnde Einzel- oder Gruppenausstellungen.
2012 – Gründung des Migros-Pionierfonds
Seit 2012 gehört der Migros-Pionierfonds zum gesellschaftlichen Engagement der Migros. Der Förderfonds, der bis 2021 unter dem Namen Engagement Migros tätig war, sucht und fördert Ideen mit gesellschaftlichem Potenzial und ermöglicht Pionierprojekte, die zukunftsgerichtete Lösungen erproben. Die Migros ist mit der Gründung des Migros-Pionierfonds ihrer Tradition gefolgt, hat aber in der Ausrichtung des Fördergefässes neue Wege beschritten. Damit wurde das freiwillige gesellschaftliche Engagement auf die Unternehmen der Migros-Gruppe ausgeweitet. Tochterunternehmen der Migros wie Denner, Migros Bank, Migrol oder migrolino beteiligen sich mit 10% ihrer Dividende am Migros-Pionierfonds, der über ein jährliches Budget von circa 15 Millionen Franken verfügt.
2017 – Einweihung Fiore di pietra
Fiore di pietra, das neue Wahrzeichen auf dem Gipfel des Monte Generoso, ist ein beeindruckendes Bauwerk, das die Handschrift des weltberühmten Architekten Mario Botta trägt. Die Steinerne Blume thront in 1704 Meter Höhe auf einem Felsplateau und bietet ein atemberaubendes 360-Grad-Panorama. Auf 5 Etagen befinden sich eine Ausstellungshalle, ein Konferenzraum, ein Gourmet-Restaurant und eine Aussichtsterrasse. Das Bauwerk ist eine beliebte Location für Veranstaltungen aller Art.
2021 – Lancierung der Dachmarke «Migros-Engagement»
Die Migros bündelt alle Angebote ihres gesellschaftlichen Engagements unter der Dachmarke «Migros-Engagement». Darunter finden sich alle Leistungen des Migros-Kulturprozent, des neu umbenannten Migros-Pionierfonds (ehemals Förderfonds Engagement Migros) und des Migros-Unterstützungsfonds. Zur Lancierung der neuen Dachmarke erhalten die drei Fördergefässe nicht nur eine neue digitale Heimat, sondern auch neue Logos, die ihre Zusammengehörigkeit unterstreichen. Damit will die Migros diese einzigartigen Angebote einer breiten Bevölkerung noch einfacher zugänglich machen.