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Und wie viele Freunde hast du?

Text

Jörg Marquardt

Erschienen

01.12.2020

Illustration: Personen bei einem Picknick

Sie sind wichtig für unser Wohlbefinden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt: die Freundinnen und Freunde in unserem Leben. Wie die Schweiz in Sachen Freundschaft tickt, verrät erstmals eine grosse Studie im Auftrag des Migros-Kulturprozents.

Wie viele enge Freunde?

Im Schnitt haben die Befragten vier enge Freundinnen und Freunde – wobei diese Zahl von wenigen Menschen mit sehr vielen Freunden nach oben verzerrt wird. Gut die Hälfte hat drei oder weniger enge Freunde. Fast zehn Prozent der Befragten haben gar keine. Im Tessin ist der Schnitt mit 3,3 Personen am tiefsten, in der Romandie mit 4,3 Personen am höchsten. Die Deutschschweiz liegt mit 3,9 engen Freunden dazwischen.

17 %

der Menschen ab 65 haben mehr als sechs enge Freunde – der höchste Wert aller Altersgruppen.

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80 %

nennen Humor als grösste Gemeinsamkeit mit ihren Freundinnen und Freunden.

Gleich und Gleich gesellt sich gern

Gemeinsamkeiten sind sehr wichtig für Freundschaften – vor allem punkto Humor: 80 Prozent der Befragten sehen hier die grösste Ähnlichkeit zwischen sich und ihren besten Freunden. Ebenfalls hohe Übereinstimmungswerte gibts beim kulturellen Hintergrund (71 Prozent) und Bildungsniveau (64 Prozent). Die geringste Ähnlichkeit wird beim Kleidungsstil wahrgenommen (41 Prozent). Beste Freundinnen und Freunde sind zudem oft ähnlich alt und haben das gleiche Geschlecht. Nur Freundschaften aus Kindertagen sind etwas häufiger gemischtgeschlechtlich.

Die Studie

3000 Menschen zwischen 16 und 80 Jahren aus der ganzen Schweiz hat das Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) im Auftrag des Migros-Kulturprozents zum Thema Freundschaft befragt. Die repräsentative Studie «In guter Gesellschaft» ist die erste ihrer Art in der Schweiz. Ergänzt wird die online durchgeführte Umfrage durch Interviews mit Personen aus verschiedenen Altersgruppen.

8 %

haben gar keine Freundinnen und Freunde.

Wie viele «Kollegen»?

Zum erweiterten Freundeskreis gehören durchschnittlich acht Personen (ohne enge Freunde). Bei der Hälfte der Befragten ist der Kreis aber nur fünf oder weniger Personen gross. Elf Prozent der Befragten haben keinen erweiterten Freundeskreis; davon haben zwei Drittel auch keine engen Freundinnen und Freunde. Die Deutschschweizer verfügen mit 8,1 Personen über den kleinsten Kollegenkreis, die Romands mit 9,2 über den grössten. Bei den Tessinern umfasst der Kreis 8,5 Personen.

Die #Freundschaftsinitiative

Die Migros engagiert sich für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Dabei spielen Freundschaften eine zentrale Rolle. Deshalb hat das Migros-Kulturprozent die erste grosse Studie zur Freundschaft in der Schweiz in Auftrag gegeben und lanciert jetzt die #Freundschaftsinitiative. Diese will die Bevölkerung dazu motivieren, soziale Beziehungen zu pflegen, zu stärken und neue zu schaffen.

Mitmachen und gewinnen!

Die #Freundschaftsinitiative umfasst verschiedene Teilprojekte. Als erstes werden 1000 Migros-Gutscheine à 250 Franken verlost für gemeinsame Freundschaftserlebnisse. Im Herbst 2023 folgt ein Ideenwettbewerb, der grössere Freundschaftsprojekte unterstützt.

17 %

der über 65-Jährigen, die ihre besten Freunde in den vergangenen fünf Jahren kennengelernt haben, taten das online.

Online-Begegnungen

Je neuer die Freundschaften, desto stärker wird die Rolle des Internets beim Kennenlernen. Besonders auffällig: Ü-35-Jährige lernen die besten Freundinnen und Freunde deutlich häufiger im Internet kennen (13 Prozent) als Jüngere (9 Prozent). Bei den Pensionären liegt der Anteil ­sogar bei 17 Prozent. Durch den Wegfall von institutionalisierten «Treffpunkten» wie ­Schule oder Beruf werden digitale Kanäle offenbar wichtiger.

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44 %

haben ihre besten Freunde über Schule, Ausbildung oder Arbeit kennengelernt.

Wo lernt man sich kennen?

44 Prozent der Befragten haben ihre besten Freundinnen und Freunde in der Schule oder bei der Arbeit kennengelernt, knapp 25 Prozent über gemeinsame Bekannte, Freunde oder Familie. Zehn Prozent nennen Sport oder Hobbys als Orte des Kennenlernens.

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So helfen wir uns

Je jünger die Menschen sind, desto häufiger erhalten sie Unterstützung von ihren Freunden. Bezogen auf die Woche vor der Umfrage war das bei der Hälfte der 16- bis 19-Jährigen der Fall. Mit zunehmendem Alter nimmt die Unterstützung ab.

16 %

Nur 16 Prozent der Menschen ab 65 haben in der Woche vor der Befragung Hilfe von Freunden erhalten.

Wie oft sieht man sich?

Knapp ein Drittel der Menschen sieht die eigenen Freunde wöchentlich oder täglich, ein weiteres Drittel mehrmals im Monat. Bei 28 Prozent der Befragten finden die Begegnungen nur einmal im Monat oder seltener statt. Wöchentliche oder tägliche Treffen sind im Tessin verbreiteter (44 Prozent) als in der Romandie und Deutschschweiz (jeweils etwa 30 Prozent). Die Häufigkeit hängt auch von der Lebens-phase ab: Über die Hälfte der Teenager trifft sich mindestens wöchentlich, wenn nicht täglich. In den folgenden Lebensphasen werden Treffen seltener. Dieser Trend kehrt sich ab dem Pensionsalter wieder um.

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Was unternimmt man mit Freunden?

Die beliebtesten Aktivitäten im Freundeskreis sind Ausgehen, Feiern oder Essen (88 Prozent), und zwar geschlechterüber­greifend. Frauen gehen häufiger shoppen, Männer verabreden sich dagegen mehr zum Sport oder zum Spielen und Gamen.

88 %

nennen Ausgehen, Feiern oder Essen als ­gemeinsame Aktivität im Freundeskreis.

Es fehlt uns an Zeit

Gut die Hälfte der Befragten ­beklagt zumindest teilweise, dass ihnen zu wenig Zeit für die Freundschaftspflege bleibt. Das trifft besonders auf Menschen zu, die Vollzeit arbeiten. Menschen im Ruhestand kennen dieses Problem zu zwei Dritteln nicht. Wer genügend Zeit hat, ist tendenziell zufriedener mit der Qualität der Freundschaften.

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72 %

sind mit der Qualität ihrer Freundschaften zufrieden, 68 Prozent würden sich gern häufiger sehen.

So zufrieden sind wir

Die Menschen in der Schweiz sind mit ihren Freundschaften im Schnitt eher zufrieden – allerdings stärker mit deren Qualität (72,5 Prozent) als mit der Häufigkeit des Kontakts (68 Prozent). Zugezogene äussern sich kritischer: In der ­Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen sind nur 55 Prozent der Befragten mit der Qualität und 42 Prozent mit der Quantität ihrer Freundschaften zufrieden. Dazu passt: Jeder zweite Schweizer und jede zweite Schweizerin zwischen 20 und 35 stimmt der Aussage zu, genug Freunde zu haben. Bei den gleichaltrigen Zugezogenen sagt das nur etwa jeder Vierte.

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Worüber spricht man?

Bei den Gesprächsthemen ­unterscheiden sich die Geschlechter: Frauen unterhalten sich häufiger über ihre Pro­bleme mit Partner und Familie (83 Prozent) sowie über Ängste, Schwächen und Gefühle (86 Prozent) als das Männer mit ihren Freunden tun (jeweils 75 Prozent). ­Dafür diskutieren Männer öfter über Politik (75 Prozent) als ­Frauen (62 Prozent).

86 %

der Frauen reden im Freundeskreis über Ängste, Schwächen und Gefühle.

75 %

der Männer diskutieren mit den Freunden über Politik.

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So viel Einfluss haben Freunde

Knapp die Hälfte der Befragten sagt, dass sie bei der Wahl von Hobbys oder beim Kunst-, Musik- und Filmgeschmack von Freunden beeinflusst wird. 60 Prozent sehen einen Einfluss auf Humor und Interessen. Ganz anders bei der Partner- und Berufswahl: Nur ein Viertel gesteht den Freundinnen und Freunden hier einen mittleren bis grossen Einfluss zu.

40-50 %

führen ihr soziales Engagement zumindest teilweise auf den Einfluss des Freundeskreises zurück.

Was Freundschaften leisten

Freundschaften leisten einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: 40 bis 50 Prozent derjenigen, die sich sozial, politisch oder nachbarschaftlich engagieren, machen das zumindest teilweise aufgrund ihrer Freundinnen und Freunde. Von den Befragten, die eine Gemeinschaftsveranstaltung organisiert haben, führten zwei Drittel dieses Engagement zumindest teilweise auf den Einfluss ihres Freundeskreises zurück.

Illustrationen: Joppe Berlin

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