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#refeel: So behalten Eltern die Nerven

Text

Monica Müller

Erschienen

08.10.2021

Kleinkind und Eltern auf einer Wiese

Viele Eltern von Babys und Kleinkindern stehen unter Druck. Unsere Tipps helfen, den Alltag zu meistern und sich dabei Sorge zu tragen.

#refeel - Hilfe und Rat, bevor die Batterien leer sind. Die Kampagne #refeel wird unter anderem vom Kinderspital Zürich und dem Marie Meierhofer Institut für das Kind in Zusammenarbeit mit Pro Juventute umgesetzt. Das Migros-Kulturprozent unterstützt sie. 

Tipps für den Alltag mit Babys und Kleinkindern

 

Oasen schaffen

Schreit ein Säugling viel oder trotzt ein Kleinkind gefühlt den ganzen Tag, sind Eltern einfach nur froh, wenn das Kind endlich, endlich mal ruhig ist. Sie bemühen sich dann, diese Ruhe um keinen Preis zu stören. So fehlen die guten Momente mit dem Kind. Sie sind wichtig, um für die weniger angenehmen wieder fit zu sein. 

Das kann helfen: Situationen schaffen, in denen die Eltern ihr Kind geniessen. Auch wenn es nur fünf Minuten sind: sie tun beiden gut, kitten die Beziehung und geben Energie. Wichtig ist, die Erwartungen herunterzuschrauben. Ein ganzer stressfreier Nachmittag ist unrealistisch. Aber eine Spielerei beim Wickeln, eine Plauderei auf dem Teppich oder ein Ausflug in den Garten: Das können kleine Glücksmomente sein.

Mit der Energie haushalten 

Kleine Kinder fordern enorm viel an Energie und Geduld. Es ist normal, dass man als Eltern an die Grenzen kommt und die Batterien sich leeren. Wichtig ist, dafür zu sorgen, dass sie sich auch immer wieder aufladen. Eltern, die sich die Betreuung teilen, rutschen manchmal trotzdem in ein Schlafmanko, weil sie beide nachts wach bleiben. Entweder, weil sie nicht abschalten oder weil sie einander «nicht im Stich» lassen wollen. Sind beide immer alert, kann keiner zur Ruhe kommen und sich regenerieren. 

Das kann helfen: Zuständigkeiten konkret absprechen und durchziehen: wer ist am Tag und in der Nacht für welche Etappe zuständig?  Wichtig ist, dass sich jeder und jede dann an die Abmachung hält: also die Verantwortung übernimmt oder sich tatsächlich raus hält (notfalls mit Oropax!) Es lohnt sich auch darüber zu sprechen, wer was besser aushält: Vielleicht setzt das abendlich schreiende Kind dem Vater mehr zu, dafür macht es ihm nichts aus, nachts aufzustehen und mit dem Kind auf dem Arm in der Wohnung auf und ab zu gehen? Tröstlich ist auch der Gedanke, dass neue Entwicklungsphasen kommen, die einem vielleicht leichter fallen.

 

Vater mit Kleinkind

Auch wenn Elternsein am Anfang eine rund-um-die-Uhr-Aufgabe ist, sollte man sich Situationen zum Geniessen schaffen.

Ehrlicher Austausch 

Noch immer ist der Stress, den Kinderhaben auch bedeutet, tabuisiert. Viele erzählen sich nur, was mit dem Säugling/Kleinkind gut läuft und wie glücklich sie sind – scheinbar rund um die Uhr. Die schwierigen Momente und Gefühle werden weggelassen. Aber aufgestauter Frust tut nicht gut und wir lassen ihn meist bei den Menschen ab, die uns am nächsten sind. 

Das kann helfen: Sich mit einer Vertrauensperson ehrlich austauschen. 

Realistische Erwartungen 

Viele junge Eltern haben sich ihre Rolle anders vorgestellt. Idyllischer, entspannter. Sie schlafen zu wenig, haben keine Zeit mehr für sich, sind überwältigt vom Gefühl, neu für ein fragiles Wesen verantwortlich zu sein. Manche denken, das Baby schreie absichtlich so viel, ihnen zuleide. Andere fühlen sich als Versagerin oder Versager, wenn sich das Baby trotz ihrer Bemühungen nicht rasch beruhigt. Auch mit etwas Erfahrung gilt es immer wieder neu herauszufinden, was ein Kind braucht und was hilft, wenn es unzufrieden ist. Manche Eltern glauben, immer 100 Prozent für ihr Kind da sein zu müssen. 

Das kann helfen: Man kann nicht immer absolut präsent sein für ein Kleinkind. Ein Baby braucht zwar immer jemanden in der Nähe. Es kann sich aber ganz gut kurz selber beschäftigen. Ein paar entspannte Minuten für sich tun dem Kind und den Eltern gut. Ist es gerade aufgewacht oder liegt zufrieden auf einer Krabbeldecke, können Eltern sich ruhig etwas Zeit nehmen, einen Artikel lesen, einen Kaffee trinken, eine Freundin anrufen, etwas Angefangenes fertig machen.

Baby auf Bett

Job und Familie jonglieren

Die meisten Eltern möchten ihre Kinder so wenig wie möglich fremdbetreuen lassen. Also planen sie Arbeit und Betreuung so, dass es zeitlich haargenau aufgeht. Einer bringt das Kind, eine holt es, dazwischen arbeiten beide. So müssen sie von einer Aufgabe zur anderen hetzen. Die Woche ist durchgetaktet. Das laugt aus und sorgt für Stress.

Das kann helfen: Etwas weniger engmaschig planen, Pufferzonen im Betreuungsplan einplanen und sich auch ein klein wenig Freizeit gönnen. Vielleicht kann eine Nachbarin das Kind aus der Kita abholen? Oder es bleibt eine halbe Stunde länger bei der Tagesmutter? Auch ein Back-up-Plan für Notfälle ist wichtig. Denn Kinder werden krank. 

Vorsicht bei Vergleichen

Gespräche mit anderen Eltern können helfen, oft bekommt man gute Tipps, was bei alltäglichen Problemen helfen könnte. Oft entsteht aber auch der Eindruck, dass andere Babys und Kleinkinder pflegeleichter sind und schon mehr können als die eigenen.

Das kann helfen: Jedes Kind ist anders und hat eine eigene Persönlichkeit. So ist es nicht nur unterschiedlich, wie viel Kinder pro Tag schreien, sondern auch, wie viel sie essen, trinken oder schlafen, wann sie laufen lernen oder anfangen zu sprechen. Lassen Sie sich von Vergleichen nicht verunsichern.  

Unterstützung annehmen – und bieten 

Die meisten von uns denken: Das müssen wir doch hinkriegen, andere haben das auch geschafft. Schlapp schleppen sie sich durch den Alltag und fühlen sich immer ausgelaugter. 

Das kann helfen: Bieten Freunde, Grosseltern oder Nachbarn Hilfe an, unbedingt annehmen! Besonders konkrete Hilfsangebote sind willkommen: Soll ich jeweils mittwochs um 17 Uhr eine Runde mit dem Kinderwagen drehen? Ich backe eine Aprikosenwähe, wann kann ich sie dir vorbeibringen? 

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Foto: Kampagne #refeel

Kampagne #refeel

Auf der Webseite re-feel.org finden Eltern Koordinaten von Institutionen, die Hilfe anbieten, wie zum Beispiel Sozialzentren oder die Mütter- und Väterberatungen.

Fotos: Getty Images

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