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Marion Chabloz

Foto Marion Chabloz

Das Wichtigste im Theater ist für mich die Interpretation des Schauspielers. Wie geht der Schauspieler sein Spiel an? Das ist eine der Fragen, die mich umtreiben.

Meine Ziele

«Bei der Suche nach einer Antwort, kommen mir als erstes die Lust in den Sinn, und der Drang, etwas auf die Bühne zu bringen. Dann denke ich an meine innere ‹Schauspielerinnen-Küche›. Diese möchte ich – durch menschliche Begegnungen, die meiner Meinung nach existenziell sind – entwickeln. Ich möchte es schaffen, den Menschen ins Zentrum meiner künstlerischen Praxis zu rücken, sowohl was die Arbeitsprozesse betrifft als auch die Ergebnisse.»

Biografie

Seit ihrer Jugend spielt Marion Chabloz (*1990) Improtheater und Theater. Nach ihrer Matura macht sie jedoch eine Lehrerausbildung an der Pädagogischen Hochschule in Lausanne, wo sie 2012 ihren Bachelor erhält. Mit dem Diplom in der Tasche entscheidet sie sich für eine Schauspielausbildung und schreibt sich in den Vorkurs für Schauspiel im Genfer Konservatorium ein. Ein Jahr darauf tritt sie der Promotion H der Manufacture bei, wo sie das Glück hat, mit Referenten wie Oscar Gomez Mata, Nicolas Bouchaud, François Gremaud, Jean-François Sivadier oder auch Charlotte Clamens zu arbeiten. Nach Abschluss ihrer Ausbildung im Jahr 2016 arbeitet sie an der Seite von Jean-Daniel Piguet in «Memoria Libera». Im Jahr 2017 arbeitet sie unter der Leitung von Marie Fourquet in «38 séquences». Daneben assistiert sie Sarah Calcine in der Regie von «Mon petit monde porno» von Gabriel Calderòn. Im Jahr 2018 hat sie die Gelegenheit, ihre Auseinandersetzung mit der rohen Sprache einer Frau am Rande der Gesellschaft in dem von ihr geschriebenen und aufgeführten Stück «Si tu t’mettais un peu dans l’moule» zu zeigen.

Vorsprechrepertoire

  • Varvara in «Les Estivants» [«Sommergäste»] von Maxime Gorki; mit Matteo Prandi als Partner
  • Monolog «Trust» von Falk Richter
  • Salsa mit Victor Poltier als Partner (freie Choreografie)

Auszeichnungen

  • 2018: «Artiste associée» im L’Abri in Genf 
  • 2015: Studienpreis und Förderpreis Schauspiel des Migros-Kulturprozent
  • 2014: Studienpreis Schauspiel des Migros-Kulturprozent

Interview

Talent des Monats

1. November 2015, Pascaline Sordet

Die Studienpreisträgerin des Migros-Kulturprozent Marion Chabloz schafft sich ihren Platz in der Bühnenwelt: Als Studentin an der welschen Theaterschule La Manufacture und mit ihren Improvisationsstücken folgt die Schauspielerin zielstrebig ihrem Weg.

Es ist eine Premiere für Marion Chabloz an diesem milden Oktobernachmittag: Sie gibt ihr erstes Interview. Als sie von ihrem Werdegang erzählt, stellt sie lachend fest, dass sie Spezialistin für zweite Anläufe ist: In der Sekundarschule will sie mit Improvisationstheater anfangen, doch der Kurs ist schon voll, nur durch eine Absage bekommt sie noch einen Platz; anschliessend will sie an ein besonderes Gymnasium wechseln, an dem es eine sehr aktive Impro-gruppe gibt, der Wunsch bleibt ihr verwehrt, also stellt sie einfach eine Truppe in ihrer eigenen Schule auf die Beine; obwohl sie von einem Schauspielstudium träumt, wird sie erst im zweiten Anlauf an der Theaterschule La Manufacture aufgenommen.

Diese kurze Zusammenfassung spiegelt die Beharrlichkeit der jungen Frau wider, die ihre eigenen Entscheidungen trifft und einen Weg abseits der vorgezeichneten Bahnen eingeschlagen hat. «Meine Eltern wollten, dass ich einen richtigen Beruf erlerne, einen Beruf mit Zukunft», erklärt sie verständnisvoll. Da ihr der Umgang mit Menschen gefällt und liegt, kommt sie dem Wunsch ihrer Eltern nach und absolviert eine dreijährige Lehramtsausbildung an der Pädagogischen Hochschule (HEP Waadt). Im letzten Ausbildungsjahr gewinnt der Wunsch Oberhand, das zu tun, was ihr wirklich wichtig ist und meldet sich zur Aufnahmeprüfung an der Manufacture in Lausanne an. Nicht nur aus Zeitmangel, auch aus Überzeugung bewirbt sie sich nur an dieser einen Schauspielschule, setzt alles auf eine Karte: dort oder nirgends. Doch sie scheitert bei der Aufnahmeprüfung. So beginnt sie – mit ihrem Lehrerdiplom in der Tasche – einen einjährigen Vorkurs am Genfer Konservatorium.

Eintauchen in die Theaterwelt

«Ich war im siebten Himmel. Endlich konnte ich mich ausschliesslich dem Theaterspielen widmen. Bis zu diesem Jahr am Konservatorium war die Schauspielerei ein Hobby für mich. Eine wertvolle, wichtige, aber doch zweitrangige Beschäftigung.» Es dauert nicht lange bis ihr klar wird, dass sie ihren Weg gefunden hat. Mit Begeisterung erinnert sie sich an die erste Zeit: «Das Konservatorium war mein Leben: Das Angebot war sehr breit und so konnten wir die unterschiedlichsten Arbeitsweisen kennenlernen.» Der jungen Schauspielerin ist bewusst, dass die vorberufliche Ausbildung ein Sprungbrett ist und sie diese Gelegenheit nicht vermasseln darf. «Ich spürte, dass es in den Augen meiner Familie die letzte Chance war, denn sie unterstützten mich ja finanziell und moralisch … Mehr oder weniger.» Ihre Mutter geht gerne ins Theater, für ihren Vater ist es jedoch eine unbekannte Welt: «Sie kommt ständig zu meinen Aufführungen, er aber ist erst ein einziges Mal gekommen. Das ist nicht seine Welt. Gleichzeitig ist er schon ganz stolz auf mich und bewundert mich für den Mut, das zu tun, was ich mache.»

Am Genfer See bereitet sich Chabloz ein zweites Mal auf die Aufnahmeprüfung der Manufacture vor. Damit sie am Ende nicht, wie sie es nennt, «nackt dasteht», bewirbt sie sich dieses Mal auch an der Schule des Théâtre national de Strasbourg und an der Teintureries in Lausanne, wo man ihr einen Platz anbietet. Doch möchte sie ihr zweites Vorsprechen an der Manufacture abwarten, bevor sie der Teintureries zusagt. Das erklärt sie auch der Schule: «Während des Vorsprechens steht man auf wackligem Boden, man muss nahezu darum betteln, einen Platz zu ergattern … Ich wollte aber bei der Wahrheit bleiben.» Und dieses Mal ist das Glück auf ihrer Seite, sie wird an der Schule ihrer Wahl aufgenommen.

Auf der Bühne

Fragt man Marion Chabloz, was sie in den letzten zwei Jahren am meisten weitergebracht hat, antwortet sie ohne ein Zögern: der Bühnenpräsenzkurs bei Oscar Gómez Mata, ein Grundpfeiler ihrer Ausbildung. Hinter dem so einfachen Titel verbirgt sich das komplexe Erlernen der Bühnenkunst: Wie kann man «präsent» sein, wie sich das einverleiben, was um einen herum passiert, wie sich des Anderen und sich selbst bewusst sein, wie mit dem arbeiten, was auf der Bühne geschieht?

Obwohl die Schule sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, macht Chabloz mit dem Improvisationstheater weiter, das sie inzwischen seit mehr als zehn Jahren praktiziert. Zwar nimmt sie nur noch selten an Wettbewerben teil, stellt aber weiterhin Stücke auf die Beine. Ihr Interesse gilt dem umfangreicheren «long form»-Format, bei dem sich eine Improvisation über die ganze Vorstellung erstreckt und nicht auf Drei-Minuten-Sketche reduziert ist: «Beim Theatersport geht es um Effizienz, um Schlagfertigkeit, um Witz, da bleiben jene Aspekte der Improvisation oft auf der Strecke: Dinge zu entwickeln und ihnen Zeit zu geben, damit sie sich entfalten können. Das entspricht viel eher meinem Rhythmus.» Die junge Schauspielerin beteuert, dass es sich um ein Wechselspiel handelt: Improvisation und Theater bereichern einander gegenseitig. «Die Improvisation hilft mir, Freude am Spiel zu finden. Da kann ich die verschiedensten Register ausloten und Momente aufspüren, in denen ich mich präsent, mich mit mir selbst verbunden fühle. Sowohl im Lachen als auch beim Weinen.»

Chabloz geht davon aus, dass man ihr ihre «Herkunft» aus der Improvisation anmerkt: «Ich mache mir Techniken zunutze, die auffallen, aber ich erwähne es nicht unbedingt.» Impro hatte nicht immer einen guten Ruf bei Schauspielern. Es ist geradezu so als hätte dieser Arbeitsansatz, der doch allen vertraut ist, Bühnenverbot. Das hält Marion Chabloz nicht davon ab, ihr Handwerkszeug als bereichernd zu empfinden. Die Improvisationstruppe, mit der sie gerade auftritt, professionalisiert sich derzeit – wie Marion Chabloz selbst: «Ich habe manchmal den Eindruck, mir keinen Fehler mehr erlauben zu dürfen.»

Zum Profi werden

Da sie im Endspurt ihrer Ausbildung ist, befasst sich Chabloz bereits mit der Zukunft. «Mit der Impro-Gruppe werden wir wahrscheinlich weitere Projekte entwickeln. Früher spielten wir in der Cave du Bleu, jetzt im Théâtre 2.21. Die wachsende Anerkennung auf Zuschauerseite tut gut, das gibt Kraft, um weiterzumachen.» Der Erfolg ist nicht für sie wichtig, sondern schmälert auch die Skepsis ihrer Familie: er bestätigt ihr Talent und ihre Beharrlichkeit. Die zweimalige Auszeichnung mit dem Studienpreis und dem diesjährigen Förderpreis des Migros-Kulturprozent ist ebenfalls eine Bestärkung – nicht nur auf finanzieller Ebene: die junge Frau hat die richtige Wahl getroffen.

Was Zukunftsvisionen anbelangt, orientiert sie sich an nahestehenden Menschen. Zum Beispiel am Werdegang von Tiphanie Bovay-Klameth, Absolventin der Manufacture, mit der sie sich oft austauscht: «Ihre Einstellung zum Beruf gefällt mir sehr gut. Auch ich möchte mir selbst treu bleiben und einen gesunden Zugang zur Arbeit haben.» Wie alle Schauspielerinnen am Anfang ihrer Karriere steht sie vor der Ungewissheit, ob sie Aufträge erhalten wird. Sie fürchtet sich ein wenig vor einem möglichen Formtief, das häufig nach der intensiven Studienzeit eintritt. Lächelnd fragt sie sich selbst: «Doch kann Ungewissheit nicht auch der Keim für überraschende Wendungen sein?»

Ihre Aufgeschlossenheit und ihr frohmütiges Selbstvertrauen schöpft sie, unter anderem, aus dem Wissen, dass sie auf ihre Kommilitonen zählen kann. «Ich habe grosses Glück mit meinen Jahrgangskollegen, alle sind entgegenkommend und füreinander da. Die Gruppe ist sehr wichtig für mich. Wenn es jemandem nicht gut geht, sind wir fünfzehn da, um ihn oder sie zu unterstützen.» Dieser starke Teamgeist und diese Solidarität werden ihr fehlen, und vielleicht ist es das, wovor sie sich am meisten fürchtet.

Auftritte

  • 2018/19: «Love is a river» [Die Liebe ist ein Fluss]; Regie: Alexandre Doublet; TLH Sierre, Comédie de Genève
  • 2018/19: «Si tu t’mettais un peu dans l’moule» [Wenn du dich etwas anpassen würdest]; Konzept und Regie : Marion Chabloz; TLH Sierre, Comédie de Genève
  • 2018: «Un fantôme»; Räumliche Umsetzung: Nina Negri; Salle Métropole, Lausanne
  • 2017: «38 Séquences»; Regie: Marie Fourquet; L'Usine à Gaz, Nyon
  • 2017: «Mon petit monde porno» von Sarah Calcine; Regie: Sarah Calcine; Assistenz: Marion Chabloz; Manufacture, Lausanne

Fotos

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Kontakt

Marion Chabloz
Riant–Mont 13
CH–1004 Lausanne

+41 77 428 14 37
marion.chabloz@gmail.com