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Das sind Warnsignale für häusliche Gewalt

Text

Kristina Reiss

Erschienen

30.09.2022

Frau steht an Fenster und schaut sehnsüchtig hinaus

Häusliche Gewalt hat viele Gesichter. Besonders psychische Gewalt ist schwer zu fassen – auch für Betroffene. Diese Vorzeichen solltest du beachten.

Jede Woche kommt es in der Schweiz zu einem Tötungsversuch im privaten Umfeld, alle zwei Wochen stirbt dabei eine Person. Betroffen sind vor allem Frauen aber auch Männer und Kinder. Die Dunkelziffer ist hoch. Denn weniger als die Hälfte aller Opfer holt sich Hilfe – aus Angst, Scham oder weil sie nicht erkennen, dass sie in einer gewaltsamen Beziehung stecken.

Besonders psychische Gewalt ist schwer zu fassen. Zu oft wird häusliche Gewalt nur mit blauen Flecken und gebrochenen Knochen assoziiert. «Emotionale Gewalt ist wie ein Gift, das sich langsam ausbreitet, aber keine sichtbaren Wunden hinterlässt», sagt Simone Eymann.

Sie hat zusammen mit einem Team den Verein «Tech against Violence» gegründet und das Online-Tool #withyou lanciert, das sich auf toxisches Verhalten fokussiert. Opfer und deren Umfeld können sich hier per interaktiven Fragebögen und einfachen Definitionen umfassend informieren – und somit Hilfe holen, bevor Gewalt eskaliert.

Wie erkennst du also, dass du Opfer der subtileren, psychischen Gewalt sein könntest? Das sind fünf Warnsignale für toxische Beziehungen:

1. Starke Eifersucht und Kontrolle

Dein*e Partner*in will ständig wissen, wo du bist und was du machst? Dazu gehören häufige Nachrichten oder Anrufe, das permanente Verfolgen in den sozialen Medien oder Stalking. Doch Kontrollwahn hat nichts mit Liebe zu tun. Es geht dabei um das Bedürfnis nach Macht und Abhängigkeit.

Ein weiteres Warnzeichen: Wenn er/sie versucht, dich von Freund*innen und/oder Familie zu isolieren. Falls du etwas alleine oder mit Freunden unternehmen willst, wird an deiner Liebe gezweifelt oder dir ein schlechtes Gewissen gemacht.

2. Verdrehen von Tatsachen

Sein/ihr Verhalten lässt dich an deiner Wahrnehmung zweifeln? («Das habe ich nie so gesagt, das bildest du dir nur ein!», «Deine Freunde denken auch, dass du oft schlecht gelaunt bist.») Diese Art von Manipulation und emotionalem Mobbing wird als Gaslighting bezeichnet.

Dabei soll dir das Gefühl vermittelt werden, dass deine Wahrnehmungen und Gedanken falsch oder unwichtig sind. Du beginnst, an dir selbst zu zweifeln. Bei Gaslighting handelt es sich klar um emotionale Gewalt. Besonders perfide: Betroffene brauchen oft lange, bis sie die Systematik dahinter erkennen.

3. Krasse Stimmungsschwankungen

Toxische Beziehungen sind häufig eine emotionale Achterbahnfahrt. Mal ist er/sie liebevoll und fürsorglich, dann wieder abweisend und gefühlskalt – er/sie bestraft dich beispielsweise mit Schweigen oder Liebesentzug. Solche Stimmungsschwankungen können wie aus dem Nichts auftreten.

Du fühlst dich in deiner Beziehung nie wirklich sicher. Nach Ausbrüchen kommt es zu einer Honeymoon-Phase, man versöhnt sich, doch nach einer gewissen Zeit wird es wieder schlimmer. Er/sie schreit, brüllt oder beschimpft dich vielleicht. Verbale Wut kann zu Kontrollverlust und körperlicher Gewalt führen.

4. Finanzielle Kontrolle

Überprüft er/sie deine Finanzen? In einer ungesunden Beziehung wird oft auch die finanzielle Situation genau kontrolliert. Vielleicht nutzt dein*e Partner*in deine Kreditkarte und macht Zahlungen für dich? Was fürsorglich erscheinen mag, muss nicht so gemeint sein. Finanzielle Kontrolle ist eine wirksame Methode, um starke Abhängigkeit zu schaffen.

5. Drohungen

Drohungen und Nötigungen können sich gegen dich und dein Umfeld richten («ich tu dir/deinen Angehörigen etwas an!», aber auch: «ich bringe mich um, wenn du mich verlässt!»). Nimm jede Drohung, jedes Angstmachen ernst und hole dir Hilfe.

Zeigt deine Beziehung Anzeichen von Gewalt? Hier findest du Hilfe

  • Hilfe und Beratung gibt es in den Opferberatungsstellen der einzelnen Kantone – kostenlos, vertraulich und anonym. www.opferhilfe-schweiz.ch
  • Es gibt Angebote von freiwilligen Personen, solltest du ausserhalb der Bürozeiten Rat benötigen:
  • Die Dargebotene Hand Tel. 143
  • AppElle! 031 533 03 03
  • Telefon gegen Gewalt 076 516 26 76
     

Mehr Informationen zu #withyou

Das neue Online-Tool #withyou will dazu beitragen, dass künftig mehr Opfer Hilfe suchen. Es wurde lanciert von Tech against Violence, einem Spin-Off des schweizerischen Frauendachverbands alliance F. Das schweizweit neuartige Online-Tool wird vom Migros-Pionierfonds ermöglicht.

Foto/Bühne: Getty Images

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