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Je älter, desto besser lernt man Fremdsprachen

Text

Kian Ramezani

Erschienen

12.11.2021

Zwei Personen an einem Tisch, eine schreibt auf einem Blatt Papier

Findest du auch, all die Jahre Französisch damals in der Schule seien für nichts gewesen? In der Klubschule Migros kannst du den Faden wieder aufnehmen – und staunen, wie schnell es plötzlich vorwärts geht.

Was gibt es Schöneres, als eine Fremdsprache zu lernen und sich damit eine neue Welt zu erschliessen? Harry Potter im Original lesen? In den Ferien in Marrakesch mit dem Gewürzhändler plaudern? «Squid Game» auf Koreanisch schauen, ohne (falsch übersetzte) Untertitel? Omar Sy als «Lupin» ebenso? Nichts ist unmöglich und die grösste Sprachschule der Schweiz ist nie weit weg: In der Klubschule Migros kann man über 50 verschiedene Sprachen lernen, und das erst noch zu bezahlbaren Preisen.

Illustration, Collage, mehrere Personen im Gespräch via Laptop und Handy

«Jeder kann jede Sprache lernen»

Warum es nie zu spät ist, eine Fremdsprache zu erlernen und welche Faktoren für den Lernerfolg ausschlaggebend sind, erklärt Maria Ferreira, Leiterin der Klubschule Basel, im Interview.
 

Was für Leute kommen in die Klubschule, um eine Fremdsprache zu lernen?

Maria Ferreira: In der Schweiz wird ja viel berufliche Weiterbildung betrieben, und so kommen viele Menschen zu uns, um vor allem die Ortssprachen, also Deutsch in der Deutschschweiz, Französisch in der Romandie und Italienisch im Tessin, zu lernen. Aber auch, um Englisch und Französisch für die Geschäftswelt zu lernen. Die grosse Mehrheit fällt allerdings in die Kategorie freizeit-orientiertes Sprachenlernen. Alle, die in der Klubschule eine Fremdsprache lernen wollen, kommen mit einer speziellen Motivation. Der Unterricht in der Volksschule ist häufig lange her und die Erfahrungen damals waren vielleicht nicht immer die besten. Und plötzlich kommt dieser Antrieb, es noch einmal zu versuchen.
 

Was sind solche Motivationen?

Die häufigste und stärkste Motivation eine Sprache zu lernen, ist die Beziehungsebene. Also der Wunsch mit einem nahestehenden Menschen, also Partnerin oder Partner, Schwiegertochter, Schwiegersohn usw. zu kommunizieren und die vielleicht fremde Kultur kennenzulernen. In unserer globalisierten Welt treffen die unterschiedlichsten Sprachen und Kulturen aufeinander. Auch das Reisen ist eine starke Motivation für das Erlernen einer Fremdsprache. Zudem spielen Medien eine sehr wichtige Rolle, wenn Kundinnen und Kunden etwa auf Netflix ihre Lieblingsserie in der Originalsprache schauen möchten. «Haus des Geldes», oder eben «Casa del Papel», ist auf Spanisch noch besser! Eine echte Trendsprache ist Koreanisch, für die sich zu Beginn vor allem junge Menschen wegen K-Pop interessierten. Inzwischen kommen auch Erwachsene auf den Geschmack, dem Oscar-preisgekrönten Film «Parasite» oder dem Netflix-Hit «Squid Game» sei Dank.
 

Der eine kommt wegen der Liebe, die andere wegen Netflix – wie funktioniert das im selben Kurs?

Die Herausforderung für die Lehrpersonen besteht tatsächlich darin, diese unterschiedlichen Motivationen individuell abzuholen. Da alle in ihrer Muttersprache unterrichten und auch den entsprechenden kulturellen Hintergrund mitbringen, können sie das ganz authentisch angehen. Der Rest ist Beziehungsarbeit zwischen Lehrperson und Teilnehmenden sowie den Teilnehmenden unter sich. In einem solchen Mikrokosmos macht das Lernen einfach mehr Spass.

Das ist ja ganz anders hier als damals in der Schule.

- ein oft gehörter Satz in einem Sprachkurs der Klubschule

… mehr als damals in der Volksschule?

Die Didaktik ist heute eine ganz andere. Viel konkreter, viel situativer und mit viel mehr Dialog. Wie sage ich was in welcher Situation? Wichtig sind auch moderne Lehrmittel. Wir alle erinnern uns an Beispielsätze aus der Schulzeit, die überhaupt keinen Bezug zur eigenen Lebensrealität hatten. Ich selber machte diese Erfahrung vor einigen Jahren wieder, als ich einen Arabisch-Kurs besuchte. Das Lehrmittel war sehr traditionell aufgebaut und enthielt Sätze wie «Der Hund liegt unter dem Baum.» Was bringt mir das konkret, wenn ich Ferien in Marrakesch mache und mit der Lokalbevölkerung in Kontakt treten möchte? Unser Ansatz in der Klubschule ist immer Beziehungen aufbauen, Kommunikation und Kultur vermitteln, und das leben auch unsere Lehrpersonen. Das macht die Stärke der Klubschule aus. Ein Satz, den wir von unseren Teilnehmenden immer wieder hören, unterstreicht das: «Das ist ja hier ganz anders als damals in der Schule.» Ich bin überzeugt, jeder kann jede Sprache lernen, mit der richtigen Methode. Und für die allermeisten Menschen heisst das weniger akademisch, dafür näher am Leben.

Wasserhahn

Auch die «False Friends», die falschen Freunde, lernt man in der Klubschule vermeiden. Das sind Wörter, die fast so klingen wie in der Muttersprache, aber eine komplett andere Bedeutung haben («caldo» heisst auf Italienisch nicht «kalt», sondern im Gegenteil «heiss»).

Welche Art der Motivation verspricht denn die besten Lernerfolge?

Aufgrund meiner Erfahrung als Lehrperson würde ich sagen: Leute, die auf einen konkreten Abschluss mit Zertifikat hinarbeiten, verlieren danach eher das Interesse an der Sprache bzw. am regelmässigen Sprachkurs. Umgekehrt ist jemand mit einer echten und inneren Motivation eher bereit, langfristig Zeit zu investieren und dran zu bleiben. Wir haben in der Klubschule Konversationskurse, die seit über 10 Jahre bestehen. Da entsteht eine ganz andere Dynamik, als wenn man für den Lebenslauf ein Diplom braucht.
 

Stimmt es eigentlich, dass Fremdsprachen mit fortschreitendem Alter schwieriger zu erlernen sind?

Das halte ich für einen Mythos. Es trifft zu, dass junge Menschen in der Regel schneller lernen. ABER: Ältere Menschen, die in der Klubschule einen Sprachkurs belegen, bringen viele andere Vorteile und Kompetenzen mit: Erstens kommen sie häufig mit Grundlagen in Grammatik und Wortschatz, die sie sich in der Volksschule angeeignet haben und nun abrufen können. Passiv und vielleicht versteckt, aber es ist noch vorhanden, und darauf lässt sich aufbauen. Viele sind sich dessen gar nicht bewusst und steigen im Anfängerkurs an, obwohl sie dort gar nicht hingehören. Zweitens sind sie sehr motiviert, weil sie eben eine ganz persönliche Motivation mitbringen. Sie bringen Durchhaltevermögen und Disziplin mit. All dies macht ein vielleicht reduziertes Lerntempo mehr als wett!

2020 gewann der koreanische Film «Parasite» als erste fremdsprachige Produktion in der Geschichte der Oscarverleihung den Preis für den besten Film. Seither wächst das Interesse an der koreanischen Sprache auch bei Erwachsenen.

Einstufungstest

Für Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Deutsch gibt es zudem kostenlose Einstufungstests, die jeder zuhause online am eigenen Computer machen kann. So erfährt man sofort, wo man steht und welcher Sprachkurs am besten geeignet ist. Diese Einstufungstests orientieren sich an den international gebräuchlichen sechs Niveaus:

  • A1 (Anfänger)
    Sie können einfache Fragen verstehen und beantworten.
  • A2 (Grundlegende Kenntnisse)
    Sie können sich in vertrauten Situationen mit kurzen Sätzen verständigen.
  • B1 (Fortgeschrittene Sprachverwendung)
    Sie finden sich in fast allen Alltagssituationen sprachlich zurecht. 
  • B2 (Selbständige Sprachverwendung)
    Sie können Ihre Meinung zu vielen Themen spontan und klar ausdrücken. 
  • C1 (Fachkundige Sprachkenntnisse)
    Sie kommunizieren fliessend, differenziert und praktisch fehlerfrei.
  • C2 (Beherrschung der Sprache)
    Sie beherrschen die Sprache in allen Situationen.

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