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Was bringst du deinen Nachbar*innen zum Plausch mit?

Text

Claudia Schmidt

Erschienen

02.08.2022

Diverse Freunde geniessen gemeinsam ein Sommerfest

Jeder kennt sie, man frotzelt, aber im Grunde wird jeder geliebt: Diese «Ich-bring’-was-mit»-Typen begegnen dir auf jeder Party und jedem Nachbarschaftsfest. Kein Buffet ohne ihre Salate, Kuchen und anderen feinen Dinge.

Eine kleine Typologie des Mitbringens

Die Kuchenbäcker*innen

«Bringst du einen Kuchen mit?» – dieser Satz ist ihr Weckruf. Dieser Typ denkt sofort: «Warum Kuchen, wenn ich auch eine Torte backen kann?» Es wird sorgsam geplant und am Tag der Feier dürfen Gäste gespannt sein. Eine Torte hält sich nicht bei heissen Temperaturen? Dann hat man die Rechnung ohne den fleissigen Bäcker oder die Bäckerin gemacht. Sie bringen ihre Kreationen stets gut gekühlt mit, die Tortenplatte hat integrierte Kühlelemente, selbst Muffins haben ihren eigenen Transportbehälter. 

Dieser Zucchetti-Blechkuchen ist auch für Laien machbar und lässt sich gut transportieren.

Die Migrolino-Typen

Salate vorbereiten, Kuchenbacken oder gar weit im Voraus planen? Nichts für die Migrolino-Typen. Sie fahren kurz vorm Fest los und besorgen Pommes-Chips und das obligatorische Sixpack Bier an der Tankstelle, am Hauptbahnhof oder im Migrolino. Lieblos? Mitnichten, denn sie nehmen auch auf die letzte Minute Bestellungen per Telefon oder Textnachricht entgegen, falls etwas fehlt. Mit ihrer Spontanität bereichern sie jedes Fest.

Die Profi-Grillierer*innen

Sie bringen zumindest einen Kugelgrill mit, denn wer weiss schon, was einen bei den Nachbarn erwartet. Für alle Fälle. Schon tagelang vorher werden grosse Fleischstücke mariniert, Gewürzmischungen zubereitet und über die passenden Saucen nachgedacht. Am Tag des Fests rücken sie bis zu 10 Stunden früher an, um Pulled Pork, Beef Brisket oder gleich ein ganzes Kalbsrack auf den Grill zu legen. Würstchen sind ihnen zu banal, die landen auf dem Gemeinschaftsgrill. Der Grill-Fan wacht über seinen Grill. Jeder, der den Deckel lupfen möchte, wird mit dem Verweis auf die fallende Temperatur daran gehindert. Doch wenn das Pulled Pork noch nicht die optimale Temperatur via Bluetooth-Grillthermometer vermeldet, greifen alle gern zu Knoblibrot und Cervelat.

Rezepte für Hobby- und Profi-Grillierer*innen

Die Hörnlisalat-Macher*innen

Das Rezept stammt mindestens von der Mutter. Die Hörnlisalat-Macher*innen – wahlweise gilt das auch für den Kartoffelsalat-Typ – haben es in jahrelangem Training zur Perfektion gebracht. Neue Zutaten finden keine Gnade. Genau deswegen werden sie geliebt, denn der Nudelsalat ist pure Erinnerung an alle vergangenen Feste. Langweilig werden die Hörnlisalate nie, denn die nächste Generation variiert schon fleissig. So kommen alle auf ihre Kosten.

Die Gourmetköche/-köchinnen

Sie überlegen schon wochenlang, wie sie die illustre Runde beeindrucken können. Am Tag selbst geraten sie gelegentlich in Panik wegen des selbst auferlegten Erfolgsdrucks. Doch alles halb so schlimm: Die Ahs und Ohs sind den Gourmetköchen und -köchinnen sicher, denn niemand erwartet 4-Hauben-Menus beim Nachbarschaftsplausch.

Die Schummler*innen

Getrieben vom schlechten Gewissen, etwas Selbstgemachtes mitzubringen und leider dafür so gar keine Zeit zu haben, kaufen die Schummler*innen schnell einen Cake in der Migros und verzieren ihn nach Gusto und bloss nicht zu perfekt. Der Kuchen wird selbst eingepackt, damit die Schummelei nicht auffällt. Der fertige Coleslaw bekommt noch etwas Senf für etwas mehr Pepp und schon heimsen die Schummler*innen Komplimente ein. Nach dem Rezept gefragt, schwören sie auf ihr Geheimrezept.

Produkte:

Grosis Zitronen-Cake
Grosis Schoggi-Cake
Coleslawsalat

Die Knoblibrot-Macher*innen

Auf sie ist Verlass: So klein der Anlass ist, sie haben Knoblibrot dabei. Sie schwören darauf, dass nur ihre Knoblibutter, wahlweise mit Mayonnaise oder Öl geschmeidig gemacht, wirklich die beste ist. Während andere noch damit beschäftigt sind, Würstchen, Fleisch und Gemüse zu grillieren, wird die grosse Meute mit Brot beruhigt. Die Knoblibrot-Macher*innen sind keine homogene Gruppe: Ein Hälfte schwört aufs selbstgemachte, fluffige Knoblibrot, bevorzugt als Zupfbrot, die andere Hälfte kauft Baguette in grossen Mengen und schneidet sie ein.

Foto/Bühne: Getty Images

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