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«Es zerreisst mich fast vor Nervosität»

Text

Marlies Seifert

Erschienen

22.03.2022

Maria Brendle und Will Smith

Die Zürcher Regisseurin Maria Brendle ist mit ihrem Kurzfilm «Ala Kachuu» für einen Oscar nominiert. Wie geht es ihr kurz vor der Preisverleihung? Wir haben den Puls gefühlt.

Maria Brendle, wie gross ist die Nervosität so kurz vor der Oscar-Verleihung?
Mein Puls ist hoch – und das schon seit Tagen! Ich bin seit Anfang März in Los Angeles, wo ein Termin den anderen jagt: Screenings, Interviews, Galas. Alles ist sehr aufregend – manchmal fühle ich mich selbst wie im Film. Ein Highlight war der Nominee-Luncheon. Wenn man in der Schlange fürs WC hinter Kristen Stewart ansteht und Will Smith am Nachbartisch sitzt, ist das schon ziemlich surreal. (lacht)

Welche Chancen für den Oscar rechnen Sie sich aus?
Nun, eine*r von fünf gewinnt – und das könnte auch ich sein. Eine Dankesrede werde ich sicherheitshalber vorbereiten, auch wenn es mich nur schon beim Gedanken daran vor Nervosität fast zerreisst. Natürlich hoffe ich für die ganze Crew, die so hart an dem Film gearbeitet hat, dass wir den Preis holen. Für mich ist es aber nur schon unglaublich, überhaupt nominiert zu sein. Darauf werde ich mein Leben lang stolz sein. 

Ihr Film wurde vom Migros-Kulturprozent gefördert. Wie wichtig war diese Unterstützung?
Unglaublich wichtig! Ohne diese Unterstützung wäre der Film gestorben. Da wir im Ausland drehten, war alles wahnsinnig teuer. Lange hat niemand an den Film geglaubt und wir hatten grosse Löcher im Budget. Das Fördergeld kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Es ist schon verrückt: Beinahe wäre der Film nie erschienen – und jetzt darf ich mit meiner Hauptdarstellerin über den roten Teppich der Oscars laufen!

Filmplakat «Ala Kachuu»

«Ala Kachuu»

Der Film erzählt die Geschichte der 19-jährigen Kirgisin Sezim, die sich den Traum eines Studiums erfüllen will. Auf dem Weg dorthin wird sie verschleppt und mit einem Fremden zwangsverheiratet. Nun muss sie sich entscheiden: Entweder sie verweigert die Ehe und wird von der Gesellschaft verstossen oder sie folgt ihrem Traum. Der Brautraub, auf Kirgisisch: Ala Kachuu, ist offiziell verboten, aber dennoch weit verbreitet. Maria Brendle möchte mit dem Film auf das Thema Frauenrechte aufmerksam machen und «denjenigen eine Stimme geben, die selten gehört werden.»

Foto/Bühne: Beim Nominee-Luncheon liess es sich Maria Brendle nicht nehmen, als Erinnerung ein Foto mit Tischnachbar Will Smith zu schiessen.

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