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«Gewürze sind meine Geheimwaffe für ein gesundes Hirn»

Text

Barbara Scherer

Erschienen

29.06.2023

Illustration: Kopf mit Gemüse als Hirn

Die US-Amerikanerin Uma Naidoo ist Fachärztin für Psychiatrie, Ernährungsspezialistin und ausgebildete Köchin. Sie sagt, Essen beeinflusse die mentale Gesundheit.

Uma Naidoo, kann Essen Depressionen und Alzheimer entgegenwirken?

Für Alzheimer gibt es noch keine bekannte Heilung. Die Behandlung konzentriert sich auf die Reduzierung von Entzündungen. Genau hier wird das richtige Essen wichtig. Denn Nahrungsmittel können entzündungshemmend wirken. Damit beeinflussen sie unser Hirn und helfen uns im Kampf gegen mentale Krankheiten. Die richtige Ernährung allein ersetzt aber keine verschriebenen Medikamente. Bei Personen, die darauf angewiesen sind, stellt das Essen nur einen Teil der Behandlung dar.

Wie genau beeinflusst Essen unser Hirn?

Der Darm und das Hirn entstehen aus denselben Zellen in einem Embryo und trennen sich dann, um verschiedene Organe zu bilden. Sie bleiben aber ein Leben lang durch den sogenannten zehnten Hirnnerv verbunden. Darüber tauschen Hirn und Darm rund um die Uhr chemische Nachrichten aus. Essen wir ungesunde Mahlzeiten, wirkt sich das negativ auf den Darm aus und fördert Entzündungen, was sich wiederum negativ auf das Gehirn auswirkt.

Richtiges Essen kann uns also mental gesund halten. Hat es noch andere Auswirkungen?

Ja, gewisse Nahrungsmittel sind schlaffördernd. Eier, Spargeln und Walnüsse etwa enthalten Melatonin und können uns beim Schlafen helfen. Denn Melatonin ist unerlässlich für guten Schlaf. Rühreier sind also besser fürs Abendessen als fürs Frühstück geeignet.

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Bild: zVg

Autorin und Referentin

Uma Naidoo erläutert in ihrem Buch «This Is Your Brain on Food» auf der Grundlage neuester Forschungs­ergebnisse die Auswirkungen von Lebensmitteln auf die geistige Gesundheit. An der 3. Interna­tional Food Innovation Conference trat sie am 21. Juni als Referentin am Gottlieb-Dutt­weiler-Institut auf.

Gibt es Nahrungsmittel, die besonders schlecht für unser Hirn sind?

Absolut. Sogenannter Junkfood mit viel Salz, Zucker, Konservierungs- und künstlichen Farbstoffen wirkt sich negativ auf unsere mentale Gesundheit aus. Auch zu viel Zucker fördert Entzündungen des Nervengewebes, was das Mass an Angstzuständen und geistiger Müdigkeit erhöhen kann. Aber auch billig verarbeitetes Pflanzenöl ist schlecht für uns. Denn es ist mit schädlichen Omega-6-Fettsäuren gefüllt, die Entzündungen verstärken und den Darm stören. Besser, man kocht mit Avocadoöl oder hochwertiger Biobutter und verwendet Olivenöl für Salatsaucen.

Und was unterstützt unsere mentale Gesundheit?

Alles, was unsere guten Darmbakterien gesund hält. Also Nahrungsmittel mit vielen Ballaststoffen wie Gemüse. Besonders gut ist Blattgemüse, etwa Spinat und Federkohl. Es ist vollgepackt mit Nährstoffen wie Vitamin B9 und K sowie Beta-Carotin, die alle mit einem besseren Gedächtnis und Denkvermögen verbunden sind. Aber auch gesunde Omega-3-Fette sind wichtig. Diese sind in Nüssen und fettigem Fisch wie Lachs enthalten. Fermentierte Nahrungsmittel wie Kimchi oder Sauerkraut helfen, Entzündungen im Körper zu reduzieren.

Wie wichtig sind Gewürze?

Sehr wichtig. Gewürze sind meine Geheimwaffe für ein gesundes Hirn. Kurkuma wirkt entzündungshemmend und kann Angstzustände lindern. Zusammen mit einer Prise schwarzem Pfeffer erhöht sich der Wirkstoff in Kurkuma um 2000 Prozent. Auch Safran, Zimt, Rosmarin, Ingwer und Salbei wirken entzündungshemmend. Wer auf Medikamente angewiesen ist, sollte sich aber zuerst mit einer Fachperson absprechen, da es bei einigen Gewürzen zu einer Wechselwirkung mit diversen Arzneimitteln kommen kann.

Viele Menschen nutzen Nahrungsergänzungsmittel. Was halten Sie davon?

Sie ersetzen keine gesunde Ernährung. Allerdings isst niemand perfekt ausgewogen, daher können Nahrungsergänzungsmittel dabei helfen, Lücken in unserer Ernährung zu füllen. So macht es zum Beispiel Sinn, wenn Veganerinnen und Veganer Vitamin-B12-Supplemente zu sich nehmen.

Gibt es Nahrungsmittel, die bei gewissen geistigen Erkrankungen vermieden werden sollten?

Wer an Depressionen leidet, sollte Salami und andere verarbeitete Fleischsorten vermeiden, da diese oft Nitrate enthalten, die unsere Stimmung verschlechtern. Menschen mit Angststörungen sollten sich von künstlichen Süssstoffen und verarbeiteten Lebensmitteln fernhalten, da diese die Angst verschlimmern.

Was essen Sie persönlich, wenn Sie sich schlecht fühlen?

Dann greife ich gern zu Blaubeeren und ungesalzenen brasilianischen Nüssen, weil sie reich an Selen sind und dem Hirn guttun. Untersuchungen zeigen, dass Blaubeeren potenziell das Glückshormon Serotonin im Gehirn erhöhen und Entzündungen reduzieren.

Das sagt Uma Naidoo zu...

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Olivenöl, Nüssen

«Gesunde Fette weisen antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften auf.»

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Lachs

«Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend.»

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Joghurt nature

«Gute Bakterienkulturen für den Darm.»

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 Bananen

«Präbiotika sind gut für die Darmbakterien.»

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Oregano, Kurkuma

«Sie wirken entzündungshemmend und antioxidativ.»

Fotos: Getty Images, zVg

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